«Alle Jahre wieder»: Anfragen zu beliebten Adventspflanzen

Bild Adventskranz
Adventskranz. Foto: Floristikatelier Doris Nufer
Was wäre die Adventszeit ohne traditionelle, weihnachtliche Pflanzendekorationen? Alle Jahre wieder kommt es bei Tox Info Suisse um die Advents- und Neujahrszeit zu einem Anstieg der Anfragen zu festlichen Dekorationspflanzen. 

Auch über die Festtage berät Sie Tox Info Suisse


Wir haben für Sie weiter unten eine Liste mit typischen Adventspflanzen zusammengestellt. Aus der tagtäglichen Beratung wissen wir, dass für Eltern die Einschätzung der Gefahr im Notfall häufig schwierig ist. Zögern Sie nicht und kontaktieren Sie uns! Auch über die Festtage sind wir rund um die Uhr für Sie erreichbar.  

Pflanzenreste entfernen, etwas trinken und abwarten

In den meisten Pflanzenbüchern und auf dem Internet ist zu lesen, dass die Adventspflanzen giftig sind. Glücklicherweise verzeichnet Tox Info Suisse vorwiegend keine oder schlimmstenfalls nur leichte Magen-Darm-Symptome im Zusammenhang mit Adventspflanzen. Denn die Menge macht das Gift. 

Kleinkinder knabbern die Pflanzen nur an, nehmen Blätter und Blüten in den Mund und lassen dann davon ab. Als Erste-Hilfe-Massnahme genügt es, Pflanzenreste aus dem Mund zu entfernen und etwas zu trinken zu geben. Entsprechend ist der häufigste von Tox Info Suisse an die Eltern erteilte Ratschlag, die Kinder zuhause zu beobachten. Falls überhaupt Beschwerden auftreten, handelt es sich meist um leichte Magen-Darm-Beschwerden. Diese lassen sich zuhause meistens gut managen. Massnahmen zur Giftbindung oder eine Spitaleinweisung sind höchst selten nötig. 

96% ohne Symptome (Studie 2015)

Eine umfangreiche Studie aus den USA hat sämtliche den amerikanischen Giftnotrufzentralen gemeldeten Anfragen zu Pflanzen aus den Jahren 2000-2009 analysiert. Über 26.000 Anfragen zu Weihnachtsstern, Stechpalme und Mistel¹  befanden sich darunter. Davon betrafen 88% der Fälle Kinder < 6 Jahre. 96% der Betroffenen zeigten keine Symptome. Bei den restlichen 4% traten vor allem Magen-Darm-Beschwerden auf. Mittelschwere Fälle waren äusserst selten (0,1%). Zum Nachlesen: Krenzelok EP, 2015

Bild Weihnachtsdeko
Verlockende Weihnachtsdeko. Bildnachweis: Annie Pratt auf Unsplash

Übliche und meist harmlose Festtags-Verdächtige:

Weihnachtsstern

Bild Weihnachtsstern
Weihnachtsstern Bild: Ray-Shrewsberry auf Unsplash

Der Weihnachtsstern (Euphorbia pulcherrima) ist eine sehr beliebte Advents-Zimmerpflanze mit seinem meist rotfarbigem Stern. Noch immer geistert in den Köpfen, dass die Pflanze wegen ihres weissen Milchsaftes hochgiftig sei. Zum Verzehr geeignet ist die Pflanze zwar nicht, doch bei den für Kleinkinder üblichen Probiermengen harmlos.

Der Haut– oder Augenkontakt mit dem Milchsaft führt maximal zu einer leichten Reizung. Allergische Reaktionen sind bekannt. Probiermengen der grünen Blätter, der farbigen Hochblätter (der namensgebende Stern) oder der unscheinbaren Blüten können zu Magen-Darm-Beschwerden führen.


Lesen Sie hier mehr zur Pflanze: Weihnachtsstern


Amaryllis

Bild Amaryllis
Amaryllis. Foto: Floristikatelier Doris Nufer

Die Amaryllis (Hippeastrum vittatum) bereitet zu Weihnachten oder während der Neujahrstage besonders viel Freude, wenn die Zwiebelpflanze bei guter Pflege schliesslich zur Blüte kommt. Aber auch als Schnittblumen wird sie an Festtagen häufig verschenkt.

Alle Teile der Amaryllis sind giftig. Die Zwiebel ist aufgrund des hohen Gehalts an Amaryllidaceen-Alkaloiden am giftigsten. Kinder probieren in der Regel jedoch nur kleine Pflanzenteile (Blüte, Stängel, Blätter) von dem dekorativen Ritterstern, so dass es, wenn überhaupt, nur zu leichten Magen-Darm-Beschwerden kommt.


Lesen Sie hier mehr zur Pflanze: Amaryllis


Stechpalme

Bild Stechpalme
Stechpalme. Foto Alistair MacRobert auf unsplash

Die leuchtend roten Beeren der Stechpalmen (Ilex aquifolium) peppen Adventskränze auf.
Die roten Beeren sehen verlockend aus, sind jedoch giftig. Glücklicherweise bleibt es meistens bei wenigen Beeren, so dass für fast alle Knirpse die 5-rote-Beeren-Regel zum Zuge kommt. Bei Einnahme von bis zu fünf der roten Beeren sind nicht mehr als leichte Magen-Darm-Beschwerden zu erwarten. Von den stacheligen, harten Blättern probiert kaum ein Kleinkind freiwillig.


Mistel

Bild Mistel
Mistelzweig. Foto: Paul-Zoetemeijer auf unsplash

Mistelzweige (Viscum album) werden als Glücksbringer und Dekoration draussen oberhalb von Türen aufgehängt und bleiben dort wesentlich länger frisch («Küss mich unter dem Mistelzweig»).  

Die weissen, kugeligen Scheinbeeren der Mistel sind klebrig und schmecken leicht bitter. Sie sind nicht oder nur leicht giftig. Die restliche Pflanze ist giftig, wobei die toxischen Inhaltsstoffe abhängig von der Wirtspflanze sind. Dank der Befestigung hoch über der Tür befindet sich der Mistelzweig jedoch ausserhalb der Gefahrenzone von Kleinkindern und Haustieren.


Weihnachtskaktus

Weihnachtskaktus
Weihnachtskaktus. Foto: Adaobi B auf Unsplash

Der Weihnachtskaktus (Schlumbergera truncata) dürfte seine Beliebtheit und den Namen der Blütezeit in den Wintermonaten verdanken.

Es handelt sich um eine harmlose Pflanze, bei Haut-und Augenkontakt sind jedoch allergische Reaktionen möglich.



Besondere Vorsicht bei folgenden zwei Festtags-Verdächtigen:

Eibe

Bild Eibe
Eibe. Foto: Merve Sehirli Nasir auf Unsplash

Auf dem Internet gibt es diverse Anleitungen, wie man mit Eibenzweigen (Taxus baccata) Adventskränze auflockert. Auch als Schmuck unter Tannenbäumen mögen die Äste dekorativ wirken. In Haushalten mit Kindern und Tieren rät Tox Info Suisse jedoch zu anderem weniger giftigen Tannengrün. 

Die Pflanze ist abgesehen der roten Beeren für Mensch und Tier hochgiftig. Kinder probieren in der Regel glücklicherweise nur wenige Nadeln. Hierbei kann es zu leichten Magen-Darm-Beschwerden kommen. Lebensbedrohlich ist jedoch die Einnahme einer grossen Menge an Nadeln.

Mehr zur Pflanze: Eibe (Taxus baccata) 


Christrose

Bild Christrose
Christrose. Foto:Misky Ott auf Unsplash


Bei der Christrose (Helleborus niger, Syn. Schneerose, schwarze Nieswurz) handelt es sich um eine Garten- und Topfpflanze für den Aussenbereich. Sie blüht in den Wintermonaten und dekoriert z.B. Hauseingänge.  


Vergiftungsanfragen zur Christrose sind selten. Im Vergleich zu anderen Pflanzen sind gehäuft Tiere betroffen, was wahrscheinlich auch darauf zurückzuführen ist, dass die Pflanzen vor allem im Aussenbereich platziert sind. Alle Teile der Christrose enthalten Giftstoffe. Probiert man von der Pflanze, sind ein Brennen und Kratzen im Mund sowie vermehrter Speichelfluss beschrieben, möglicherweise gefolgt von Magen-Darm-Beschwerden. Bei grösseren Mengen können Herzsymptome auftreten.



Was tun bei einem Unfall mit den oben beschriebenen Pflanzen?


Nach Verschlucken von kleinen Pflanzenteilen/-mengen:

  • Kein Erbrechen herbeiführen.
  • Pflanzenreste entfernen, Mund ausspülen.
  • 1 – 2 dl klare, fettfreie Flüssigkeit trinken.
    z.B. Wasser, Sirup oder Tee.
  • Nur nach Rücksprache mit Tox Info Suisse oder einem Arzt resp. einer Ärztin Einnahme von Aktivkohle.

Bei Verschlucken von Eibennadeln:

  • Kontaktaufnahme mit Tox Info Suisse, wenn noch keine oder nur leichte Symptome vorhanden sind.
  • Bei ausgeprägten Symptomen Rettung alarmieren (Notruf 144).

Nach Augen- oder Hautkontakt mit Pflanzensaft:

  • Auge respektive betroffene Hautpartie gründlich mit Wasser spülen.
  • Tragen Sie Kontaktlinsen, entfernen Sie diese vor der Augenspülung!

Prävention

Vor allem in Haushalten mit Kindern, Tieren aber auch in Pflegeheimen mit Demenzkranken raten wir bei der Platzierung von Topfpflanzen und Schnittblumen zur Vorsicht. Stellen Sie die Pflanze unzugänglich auf, um das Risiko einer versehentlichen Einnahme zu minimieren. So wird die Freude am Anblick der Pflanzen durch nichts getrübt.

Weitere Informationen





¹ In Amerika ist die Phoradendron flavescens heimisch, in der Schweiz Viscum album 


Dezember 2023