Amaryllis (Hippeastrum vittatum; Familie Amaryllidaceae)

Amaryllis mit Blüten und Knospen Bild: cnu
Amaryllis mit Blüten und Knospen Foto: Floristikatelier Doris Nufer

Synonyme: Amaryllis, Ritterstern, Hippeastrum vittatum


Einstufung der Giftigkeit: giftig

Aus neuerer Zeit sind keine schweren Kindervergiftungen bekannt, in den meisten Fällen führt das Verschlucken kleiner Pflanzenteile zu geringen oder gar keinen Symptomen.

Schwere Symptome sind bei Tiervergiftungen beschrieben, meist nach dem Fressen erheblicher Mengen. 


Giftige Pflanzenteile und Inhaltsstoffe

Die gesamte Amaryllis-Pflanze ist giftig, wobei die Zwiebel den höchsten Giftstoffgehalt aufweist. 

Enthaltene Giftstoffe:   Amaryllidaceen-Alkaloide.


Vorkommen und Merkmale

Vorkommen: In der Schweiz sehr beliebte Pflanze zur Winter- und v.a. Adventszeit (als Zimmerpflanze im Topf oder als Schnittblume). Ursprünglich aus Peru stammend.

Merkmale: Typischerweise wird die Amaryllis zur Weihnachtszeit als Zwiebel samt Topf in den Grossverteilern verkauft. Bei guter Pflege spriessen pro Zwiebel ein bis zwei, max. 80 cm lange, hohle Stängel, die dann zur Weihnachtszeit 3 – 4 grosse, nickende, trichterförmige Blüten in verschiedenen Farbtönen tragen (einfarbig oder mehrfarbig: rot, weiss, rosa). Der Blütendurchmesser beträgt bis zu 30 cm. Zudem hat die Pflanze mehrere lange und schmale grüne Blätter.


Was tun im Notfall?

Nach Verschlucken:
1) kleine Pflanzenteile (Blütenblätter, Blätter, Blütenstängel)

  • Kein Erbrechen herbeiführen.
  • Pflanzenreste entfernen, Mund ausspülen.
  • 1 – 2 dl klare, fettfreie Flüssigkeit trinken.
    z.B. Wasser, Sirup oder Tee

2) Amaryllis-Zwiebel/n oder grössere Menge Pflanzenmaterial

  • Kontaktieren Sie Tox Info Suisse.
  • Nur nach Rücksprache mit Tox Info Suisse oder einem Arzt resp. einer Ärztin Verabreichung von Aktivkohle.

      Nach Augenkontakt: 
      mit Pflanzensaft

      • Kontaktlinsen entfernen.
      • Auge sofort über 10 – 15 Minuten mit sauberem und lauwarmem Wasser spülen; Augenlider dabei gut mit den Fingern offen halten.
      • Ist ein Kind betroffen: Lassen Sie sich bei der Augenspülung von jemandem helfen.

      Nach Hautkontakt:
      mit Pflanzensaft

      • Betroffene Hautpartie gründlich mit Wasser spülen.

      Symptome

      Nach Verschlucken:
      1) kleine Pflanzenteile (Blütenblatt, Blatt, Stängel)

      Leichte und meist kurzdauernde Magen-Darm-Beschwerden (Übelkeit, Bauchschmerzen, Erbrechen und Durchfall).

      2) grösserer Menge Pflanzenmaterial (v.a. Pflanzenzwiebel/n)
      Ausgeprägte, z.T. blutige Magen-Darm-Symptome mit schweren Verläufen sind ausgehend von Tiervergiftungen auch beim Menschen denkbar.

      Nach Haut- oder Augenkontakt mit Pflanzensaft:
      Es ist nicht mit einer Vergiftung zu rechnen. 
      Amaryllis Blüte und Knospe
      Amaryllis Blüte und Knospe. Foto: Floristikatelier Doris Nufer

      Wann sollte eine ärztliche Kontrolle erfolgen?

      Bei ausgeprägten und anhaltenden Magen-Darm-Symptomen.

      Prävention

      Zweifelsohne ist die Amaryllis in der kalten und lichtarmen Jahreszeit eine Augenweide. V.a. in Haushalten mit Kindern, Tieren aber auch in Pflegeheimen mit Demenzkranken raten wir bei der Platzierung von Topfpflanzen und Schnittblumen zur Vorsicht. Platzieren Sie die Pflanze ausserhalb der Reichweite von Kindern und Tieren, um das Risiko einer versehentlichen Einnahme oder Haut- bzw. Augenkontakt zu vermeiden.

      Weitere Informationen

      Die Amaryllis ist giftig für Tiere:
      Schwere und tödliche Symptome nach Fressen von Amaryllis(-teilen) sind bei Tieren (Hunde und Katze) bekannt.

      Allergische Reaktionen auf Amaryllis:
      Allergische Reaktionen auf die Amaryllis sind beschrieben (v.a. bei Personen, welche z.B. beruflich regelmässig mit der Pflanze oder dem Pflanzensaft Kontakt haben).

      Weitere Artikel zu typischen Adventspflanzen:
      Weihnachtsstern (Euphorbia pulcherrima) 
      «Alle Jahre wieder»: Anfragen zu beliebten Adventspflanzen.   


      Häufig gestellte Fragen (FAQ)


      Es ist Blütenstaub auf das Gesicht meines Babys gekommen. Vergiftungsgefahr?

      Tox Info Suisse: Nein, es besteht keine Vergiftungsgefahr. Es genügt, das betroffene Areal zu waschen.

      Der 2.5-jährige Junge hat vom Schoss des Grossvaters aus die Pflanze gegriffen. Von zwei roten Blütenblättern fehlen kleine Stückchen. Gefahr?

      Tox Info Suisse: Es handelt sich um eine kleine Menge. Wir erwarten schlimmstenfalls leichte Magen-Darm-Symptome.

      Nochmaliger Anruf, darf derselbe 2.5-jährige Junge vom Weihnachtsmenue essen?

      Tox Info Suisse: Der Junge darf normal essen.

      Anruf aus einem Altersheim. In der Vase hat es mehrere Amaryllis-Schnittblumen und der Bewohner hat vom Blumenvasenwasser getrunken. Was tun?

      Tox Info Suisse: Schwere Symptome sind unwahrscheinlich, leichte Magen-Darm-Symptome könnten schlimmstenfalls auftreten. Wir raten zur Beobachtung des Bewohners. 

      Mutter ruft wegen der 1-jährigen Tochter an. Diese hat eben in einen Amaryllisstängel gebissen, vielleicht wurde auch ein wenig davon verschluckt. Gefahr?

      Tox Info Suisse: Eine glücklicherweise harmlose Situation. Es sind zwar alle Pflanzenteile giftig, aber hier handelt es sich um eine minime Menge. Wir raten dazu, den Mund auszuspülen und etwas zu trinken zu geben. Das Auftreten von Magen-Darm-Beschwerden ist hier sehr unwahrscheinlich. Die Hände sollten aber wie immer nach Kontakt mit Pflanzen gewaschen werden.

      Der 3.5-jährige Junge hat beim Besuch der Gotte die rote Amaryllis-Blüte angefasst. Gefahr?

      Tox Info Suisse: Harmlos. 

      Nochmaliger Anruf, derselbe Junge hat eben mehrere Blütenblätter abgeschleckt. Gefahr?

      Tox Info Suisse: Harmlos. Wir raten dazu, die Pflanze wegzustellen. Die Pflanze eignet sich nicht als Spielzeug.

      Die beiden Katzen haben Blütenblätter und grüne Blätter gefressen. Eine ist apathisch und die andere hat mehrmalig erbrochen. Es ist auch Blut gekommen. Was tun? Gibt es ein Gegengift?

      Tox Info Suisse: Uns sind schwere Vergiftungen bei Katzen bekannt, wir raten zur tierärztlichen Kontrolle. Ein Gegengift ist jedoch nicht bekannt.

      Der ausgewachsene Boxer-Hund hat die Amaryllis-Topfpflanze runtergeschmissen, die ganze Pflanze ausgebuddelt und Zwiebel, Stängel, Blüten und Blätter gefressen. Was tun?

      Tox Info Suisse: Hier sind lebensbedrohliche Symptome möglich. Wir raten sofort dazu, eine Tierarztpraxis aufzusuchen. Dort können geeignete Dekontaminationsmassnahmen eingeleitet werden (Erbrechen, Aktivkohle).

      Anruferin hat die verwelkte Amaryllis entsorgt und sich ohne die Hände zu waschen ein Stück Käse abgeschnitten. Gefahr durch die hochgiftige Pflanze, wenn Pflanzensaft auf den Käse gekommen ist?

      Tox Info Suisse: Die Pflanze ist zwar giftig, aber nicht derart hochgiftig. In dieser Situation sicherlich harmlos. 








      Dezember 2023