Kinderunfall mit unbekannten Pilzen

Ihr Kind hat von einem unbekannten Pilz gegessen. Welche Massnahmen müssen Sie ergreifen?

Unbekannter Pilz? Giftiger Pilz? Foto: Tox Info Suisse


Wichtig! Bei Verdacht auf einen Amatoxinhaltigen Pilz

  1. Muss eine Therapie mit dem Gegengift umgehend eingeleitet werden.
  2. Dies gilt auch dann, wenn das Kind zunächst noch keine Symptome zeigt.

Ist es ein hochgiftiger Pilz mit Amatoxin?

Oberste Priorität hat bei einem unbekannten Pilz die Pilzidentifikation und der Ausschluss einer möglichen Amatoxinvergiftung. Eine Vergiftung mit Amatoxin (Gift des Grünen Knollenblätterpilzes) kann zu einer schweren Leberschädigung führen. Bei anderen Pilzen treten meistens nur leichte Symptome auf. Diese können zuhause oft gut behandelt werden und eine ärztliche Behandlung ist selten nötig.


Was tun im Notfall?



Nach Verschlucken von einem Pilz oder Pilzstück < 1cm²

  • Die möglicherweise eingenommene Dosis Giftstoff führt schlimmstenfalls zu leichten Symptomen.
  • Selbst im Falle eines amatoxinhaltigen Pilzes (z.B. Knollenblätterpilz) kommt es zu keiner Leberschädigung.



Nach Verschlucken von einem Pilz oder Pilzstück > 1cm² 

(oder mehreren kleinen Pilzen, die insgesamt > 1cm² sind)

  1. Kontaktieren Sie Tox Info Suisse!

  2. Möglichst rasch: Ausschluss eines amatoxinhaltigen Pilzes durch eine Notfall-Pilzexpertin oder einen Notfall-Pilzexperten!

    Eine Liste der Notfall-Pilzexpert:innen finden Sie unter diesem Link oder vapko.ch (Stand 29.10.2024).
    Vapko → Pilzvergiftung → "Wo finde ich Notfallpilzexperten" anklicken → Liste mit Kontaktadressen bei Pilzvergiftungen wird aufgerufen.

  3. Bei einem amatoxinhaltigen Pilz oder Verdacht darauf muss unverzüglich ein Spital aufgesucht werden (Behandlung mit Gegengift).



Wenn sich die Pilzidentifikation verzögert:

Dem Kind flüssige Aktivkohle zur Giftbindung innert 1 – 2 Stunden verabreichen (Dosierung: 1g/kg Körpergewicht). Nur in Rücksprache mit einer Ärztin resp. einem Arzt oder Tox Info Suisse.


Einige Giftpilz-Arten und mögliche Symptome


Amatoxinvergiftung («Knollenblätterpilz-Vergiftung»):
  • Amatoxinhaltige Pilze:  
    Knollenblätterpilze (Amanita phalloides und andere Amanita sp.), Giftschirmlinge (Lepiota sp.), Gifthäublinge (Galerina sp., Holzbewohner, u.a. Holzschnitzel!)
     
  • Symptome:
    Starke Brechdurchfälle 6 – 24 Stunden nach dem Essen des Pilzes, später gefolgt von Leber- und Nierenversagen. Unbehandelt oder verzögert behandelt ist ein tödlicher Ausgang möglich. Die Therapie mit dem Gegengift sollte möglichst vor dem Beginn von Symptomen gestartet werden.

Psilocybinsyndrom («Zauberpilze»):
  • Psilocybinhaltige Pilze:
    Einige Düngerlinge (Panaeolus sp.)
  • Symptome: 
    Müdigkeit, Schwindel, Halluzinationen, Rauschzustand, weite Pupillen mit einer Latenz von 15 – 120min.

Muskarinsyndrom:
  • Muskarinhaltige Pilze:
    Risspilze (Inocybe sp.)

  • Symptome:
    Schweissausbrüche, Schwindel, langsamer Puls, enge Pupillen mit einer Latenz von 15 – 120min.

Andere ungeniessbare Pilze:
  • Symptome: Meist rasch auftretende Magen-Darm-Symptome. 

Weitere Informationen


Vereinigung amtlicher Pilzkontrollorgane (VAPKO)
  • Die VAPKO listet auf ihrer Internetseite vapko.ch nicht nur speziell ausgebildete Notfall-Pilzexpert:innen auf.
  • Auf vapko.ch finden Sie Pilzkontrollstellen sowie Wissenswertes rund um Pilze wie wertvolle Pilzsammeltipps.
  • Lassen Sie Ihre Pilzfunde kontrollieren!

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Aktualisiert: Mai 2023