Es kommt nicht häufig vor, dass man in der Schweiz in freier Natur einer Schlange begegnet. Schlangen sind äusserst scheue Tiere und mit dem Verlust ihrer natürlichen Lebensräume nehmen die Schlangenbestände ab. Alle Schlangen sind in der Schweiz geschützt, sie sind stark gefährdet und teilweise vom Aussterben bedroht.
«Ich wurde von einer Schlange gebissen», Teil 1
Was tun nach einem Schlangenbiss?
Eine Begegnung mit einer Schlange ist selten
Zwei der einheimischen Schlangen sind giftig
In der Schweiz kommen zwei Giftschlangenarten vor: die Aspisviper (Vipera aspis) und die Kreuzotter (Vipera berus). Ausser diesen beiden giftigen Vipern sind alle anderen in der Schweiz heimischen Schlangen ungiftig und gehören zur Familie der Nattern. Die Blindschleiche ist keine Schlange, wird aber oft mit ihr verwechselt. Sie gehört zu den Echsen und ist völlig harmlos.
Der Mensch ist für die Schlange kein gefundenes Fressen
Noch unwahrscheinlicher als eine Begegnung mit einer Schlange ist es, von einer der beiden einheimischen Giftschlangen gebissen zu werden. Schätzungen gehen von 10 bis 20 Bissen durch einheimische Giftschlangen pro Jahr aus. Allerdings gibt es in der Schweiz kein offizielles Meldesystem für Schlangenbisse und nicht alle Schlangenbisse werden von Tox Info Suisse erfasst. Zu Schlangenbissen kommt es vor allem in der warmen Jahreszeit, wenn Mensch und Tier gleichermassen aktiver sind. Wie alle Schlangen sind auch die beiden einheimischen Giftschlangen keineswegs aggressiv. Eine Schlange beisst den Menschen nur in Notwehr, er ist nicht ihre Beute. Die Gefahr eines Bisses besteht vor allem dann, wenn die Schlange den Menschen nicht bemerkt und von ihm überrascht wird. Das kann passieren, wenn man mit den Händen in die unmittelbare Nähe des Tieres kommt (z.B. beim Pflanzenpflücken, beim Greifen nach der Schlange) oder mit leichtem Schuhwerk auf eine Schlange tritt.
Schlangenbiss: Was tun?
- RUHE bewahren!
Angst oder Panik und starke körperliche Aktivität können die Verteilung des Giftes im Körper beschleunigen. - Tox Info Suisse kontaktieren (145).
- Auf keinen Fall die Schlange jagen oder gar erlegen (auch nicht für eine Fotodokumentation!).
- Das nächste Spital aufsuchen.
Erste-Hilfe-Massnahmen vor Ort:
- Beruhigen Sie die gebissene Person.
- Die gebissene Person soll sich hinsetzen oder hinlegen (am besten an einem schattigen Ort).
- Gebissenen Körperteil ruhigstellen (Armschlinge, Beinschiene).
- Falls vorhanden, Ringe und Uhr sowie eng anliegende Kleidung entfernen.
- Bisswunde desinfizieren.
- Das nächste Spital aufsuchen (schonender Transport, keine körperliche Anstrengung).
- Bei lebensbedrohlichen Symptomen 144 alarmieren.
Auf keinen Fall: Abbinden, Aussaugen, Aus-/Einschneiden oder Ausbrennen der Bisswunde.
Ruhe bewahren und ins Spital
- Jeder Schlangenbiss ist potenziell gefährlich, aber dank der heutigen medizinischen Versorgung gut behandelbar.
- Der letzte Todesfall nach einem Giftschlangenbiss wurde in der Schweiz in den 1960er Jahren registriert.
Was Sie aus Filmen kennen, ist NICHT ratsam: Abbinden, Aussaugen usw.
Nach jedem Schlangenbiss gilt: Ruhe bewahren und das nächste Spital aufsuchen. Und am besten vergessen Sie alle Filmszenen mit Schlangen und gehörten Horrorgeschichten. Angst oder Panik und starke körperliche Aktivität beschleunigen sonst im schlimmsten Fall die Giftverteilung im Körper.
Nicht abbinden: Das Abbinden unterbricht die Blutzirkulation, klemmt Nerven ab und kann so zur Gewebeschädigung führen.
Nicht aussaugen: Weder das Absaugen mit dem Mund noch mit einer Vakuumpumpe führt zu einer Verringerung der Giftbelastung im Körper. Im schlimmsten Fall riskiert man eine verstärkte lokale Gewebeschädigung oder eine Entzündung der Wunde.
Nicht aus-/einschneiden oder ausbrennen: Diese Massnahmen reduzieren die Giftmenge im Körper nicht. Zudem kann es zu Blutungen und Entzündungen der Wunde kommen.
Schlangenbiss-Symptome: von harmlos bis schwer – alles ist möglich
Die Symptome nach einem Schlangenbiss erreichen in der Regel erst nach Stunden ihren Höhepunkt. Der Verlauf kann sehr unterschiedlich sein. Beim sogenannten «trockenen Biss» gibt die Giftschlange kein Gift ab und Vergiftungssymptome bleiben aus. Gemäss Aufzeichnungen von Tox Info Suisse über die Jahre 1997 – 2018 ist dies bei etwa jedem zehnten Schlangenbiss der Fall. Allerdings ist bei jedem Biss möglich, dass die Schlange eine grosse Giftmenge injiziert. Mit Sicherheit kann erst nach mehrstündiger Überwachung im Spital gesagt werden, ob es sich um einen «trockenen Biss» handelt. Schwere Symptome treten nach etwa jedem zehnten Giftschlangenbiss auf (z.B. allergische oder allergieähnliche Reaktionen, heftige Kreislaufbeschwerden oder starke Schwellungen).
Schlangenbisse in der Schweiz dank medizinischer Versorgung gut behandelbar
In der Schweiz sind Antivenine (Gegenmittel) gut verfügbar. Sie werden nur bei jedem fünften Schlangenbiss im Spital eingesetzt. Wie nach jedem Biss ist auch nach einem Schlangenbiss eine Entzündung der Wunde möglich. Im Spital wird die Wunde desinfiziert und zudem überprüft, ob ein ausreichender Tetanusschutz besteht oder ob eine Auffrischimpfung erforderlich ist. Ein Schlangenbiss ist dank der heutigen medizinischen Versorgung gut behandelbar. Der letzte Todesfall nach einem Giftschlangenbiss wurde in der Schweiz in den 1960er Jahren registriert.
Weitere Informationen
Teil II von «Ich wurde von einer Schlange gebissen» wird sich mit folgenden Fragen beschäftigen: Wie erkenne ich, ob es eine giftige Schlange war? Ist es wichtig zu wissen, von welcher Schlangenart ich gebissen wurde? Wo finde ich Informationen zu einheimischen Schlangen?
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Juni 2024