Benzin ansaugen? Auf keinen Fall mit dem Mund!

Falsch getankt? Wer jetzt denkt, er könne das Benzin einfach mit dem Mund durch einen Schlauch ansaugen, um den Tank zu leeren, wird oft böse überrascht. Wer es noch rechtzeitig ausspuckt, hat Glück – denn selbst eine kleine Menge Benzin in der Lunge kann schwere Schäden anrichten.


Benzin ansaugen ist gefährlich
Benzin ansaugen? Auf keinen Fall mit dem Mund! Foto: anatoliy_gleb auf istock, edit: cnu

Eine kurze Unaufmerksamkeit an der Zapfsäule, und schon ist der Tank falsch befüllt. Oder ein Jugendlicher, dem der Sprit ausgegangen ist und der versucht, sein Töffli schnell noch aus dem Tank eines Kollegen zu füllen. Wer jetzt denkt, er könne Benzin sicher mit dem Mund durch einen Schlauch ansaugen, wird leider schnell eines Besseren belehrt. Schneller als gedacht landet das Benzin im Mund – und ehe man sich versieht, hat man sich schon verschluckt. Das sind Szenarien aus dem Vergiftungsalltag, und sie betreffen häufiger das männliche als das weibliche Geschlecht. Es brennt im Mund, man hustet und würgt, und es kann passieren, dass das Benzin den «falschen Weg» – in die Lunge – findet.


Was tun im Notfall?


Benzin verschluckt:

  • Kein Erbrechen herbeiführen.
  • Mund ausspülen.
  • 1–2 dl klare, fettfreie Flüssigkeit möglichst rasch trinken, z.B. Wasser.


Ärztliche Kontrolle: 

  • Bei Zeichen der Aspiration (z.B. anhaltendem Husten, Atemnot) sofort medizinische Hilfe suchen oder die Rettung rufen (Notrufnummer: 144).
    Hinweis: Lungenbeschwerden können in seltenen Fällen erst nach bis zu drei Tagen auftreten.
  • Bei stark ausgeprägten Magen-Darm-Beschwerden.


Eine lebensgefährliche chemische Lungenentzündung ist möglich


Fliesst das Benzin in den Mund, sind typische Symptome ein starkes Brennen im Mund sowie Würge- oder Hustenreiz. Wird Benzin verschluckt, treten oft Übelkeit, Erbrechen, Durchfall sowie langanhaltendes Aufstossen auf. In den meisten Fällen bleibt es glücklicherweise bei diesen milden Symptomen. 

Lebensbedrohliche Atemwegssymptome sind möglich.
Foto: mr.suphachai praserdumrongchai auf istock


Bereits kleinste Mengen Benzin, die in die Lunge gelangen, können jedoch eine chemische Lungenentzündung (Aspirationspneumonie) verursachen. Lebensbedrohliche Atemwegssymptome sind möglich. Dagegen gibt es kein Gegengift (Antidot). Langwierige Spitalbehandlungen können folgen. 




Benzin ist niedrigviskos und hochvolatil. Das bedeutet, dass es sehr dünnflüssig ist und leicht verdunstet. Durch diese Eigenschaften kann es beim Schlucken sehr leicht einen Weg in die Luftröhre und damit in die Atemwege finden (Aspiration).  Akutes Husten bis hin zur Atemnot ist möglich. 

Auch beim Erbrechen besteht die Gefahr, dass Benzin in die Lunge gelangt. Daher sollte Erbrechen niemals absichtlich herbeigeführt werden!

Benzin ist gesundheitsschädlich
Benzin ist gesundheitsschädlich. Foto: Benzin_tassel78 auf istock, edit: cnu

Vorsicht im alltäglichen Umgang mit Benzin

Motorenbenzin ist gesundheitsschädlich, hochentzündlich und umweltgefährlich. Es kann Benzol enthalten – eine krebserregende Substanz, der man auch beim Zigarettenrauchen ausgesetzt ist. Benzol kann leicht über die Haut und die Lunge aufgenommen werden.

Benzin tanken
Foto: bunyarit auf istock

Obwohl Benzin unter das Chemikaliengesetz fällt, wird es aufgrund von Ausnahmeregelungen in Selbstbedienung an Tankstellen verkauft. Würden diese Ausnahmeregelungen gemäss Bundesamt für Gesundheit (BAG) nicht bestehen, müssten Eltern für ihre Kinder das Moped auftanken und Tankstellenangestellte wären verpflichtet, private Autofahrer:innen vor jedem Tanken über die Gefahren sowie über notwendige Sicherheits- und Erste-Hilfe-Massnahmen zu informieren (weitere Informationen auf der Website des Bundesamts für Gesundheit [BAG]).


Sich dies in Erinnerung zu rufen, lohnt sich also beim alltäglichen Umgang mit Benzin, z.B. beim Tanken. Und wer sich dessen bewusst ist, kommt auch nicht auf die Idee, Benzin mit dem Mund anzusaugen.


Prävention

  1. Saugen Sie niemals Benzin oder Diesel mit dem Mund durch einen Schlauch an.
  2. Haben Sie den falschen Kraftstoff getankt, lassen Sie den Tank am besten fachmännisch entleeren (Pannenhilfe, Autogarage).
  3. Wenn Sie Kraftstoff selbst absaugen wollen, informieren Sie sich vorgängig über die richtige Vorgehensweise und verwenden Sie ausschliesslich spezialisierte Werkzeuge wie eine Pumpe.
  4. Vermeiden Sie das Einatmen von Benzindämpfen und sorgen Sie für eine gute Belüftung.
  5. Füllen Sie niemals Benzin oder andere chemische Substanzen in Getränkeflaschen ab. Die Gefahr ist zu gross, dass z.B. ein Kind davon trinkt.
  6. Klären Sie Kinder frühzeitig über die Gefahren von Benzin auf – viele finden den Geruch sehr verlockend. 

Weitere Informationen

Vorsicht im Umgang mit Motorenbenzin (bag.admin.ch): Mit Factsheet, Flyer und Ratgeberkolumne Benzin (letzte Änderung 08.08.2018).




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März 2025