Aronstab (Arum maculatum; Familie Araceae, Aronstabgewächse)

Arobstab
Aronstab. Bild Tox Info Suisse, ejp

Synonyme: gemeiner Aronstab, gefleckter Aronstab, Arum maculatum. Es existieren unzählige Trivialnamen für den Aronstab. 

Einstufung der Giftigkeit: giftig

Tox Info Suisse sind nur leichte Vergiftungen bei Kindern bekannt. Wer versehentlich in die Pflanze beisst, wird vom brennend scharfen Geschmack und einem Kribbeln im Mund äusserst unangenehm überrascht – was glücklicherweise den freiwilligen Verzehr grösserer Mengen verhindert.  

Tox Info Suisse hat wenige Tiervergiftungen registriert. Gemäss Literatur sind schwerwiegende Vergiftungen vor allem beim Weidevieh bekannt. 



Giftige Pflanzenteile und Inhaltsstoffe




Alle Pflanzenteile sind giftig. Sie enthalten Nadeln aus Calciumoxalat-Kristallen (sogenannte Raphide), welche die Haut und Schleimhäute verletzen und eine sehr starke Reizwirkung haben. 



Frische Pflanzen und ihr Saft wirken stärker als getrocknete Pflanzenteile. In Notzeiten wurden die sehr stärkereichen Wurzelknollen – durch genügend langes Kochen entgiftet –
  als Nahrungsmittel verwendet.

Aronstab mit pfeilförmigem Blatt . Bild Tox Info Suisse, ejp

Vorkommen und Merkmale
Teppich von Bärlauch und Aronstab
Teppich von Bärlauch und Aronstab. (ejp)



Vorkommen:   Bevorzugt schattige Standorte (wie der Bärlauch!), Laub- und Auenwälder, Hecken. 

Merkmale:   Krautige, 15 – 40 cm hohe Pflanze mit knolligem Wurzelstock. Blätter spriessen im Frühling und sind breit spiess- oder pfeilförmig, lang gestielt, 10 – 20 cm lang, dunkelgrün und z.T. gefleckt. Das gelbgrünlich weisse Blütenhüllblatt bildet am unteren Teil einen Kolben (Insektenfalle zur Bestäubung), die Blüte entfaltet sich jeweils am Abend. Nach der Blüte stirbt das Laub ab, die kolbenförmigen Fruchtstände bleiben erhalten. An ihnen bilden sich dichtgedrängt grüne Beeren, die bei Reife scharlachrot und etwa erbsengross sind (Reifezeit Spätsommer) und süsslich schmecken.


Verwechslungsgefahr: Blätter des Bärlauchs (Allium ursinum)

Der Aronstab wächst in unmittelbarer Nachbarschaft zum Bärlauch und die jungen Blätter sehen sich sehr ähnlich. Gerade beim schnellen und unachtsamen Pflücken inmitten eines Bärlauchteppichs gerät schnell ein junges Aronstabblatt ins Erntegut.

Vergleich Aronstab und Bärlauch
Blätter Aronstab (links) und Bärlauch (rechts) im Vergleich. Bild Tox Info Suisse, ejp

Blätter Aronstab und Bärlauch im Vergleich

Blätter des Aronstabs: 
Freie, runde Blattstiele, Blätter breit spiess- oder pfeilförmig und häufig gefleckt, oberseits glänzend, Geruch unauffällig. 
Blätter des Bärlauchs: 
Blätter einzeln aus dem Boden austreibend, deutlich erkennbarer dünner Stiel (dreieckig im Querschnitt), der sich deutlich vom Blatt abhebt (gestielt), elliptische Blattform, matte Blattunterseite, charakteristischer Knoblauchgeruch.


Was tun im Notfall?

Nach Verschlucken:
1) Kleinere Pflanzenteile (Blätter, Blüte, ≤ 5 Beeren, siehe 5-rote-Beeren-Regel)

  • Kein Erbrechen herbeiführen.
  • Pflanzenreste entfernen, Mund ausspülen.
  • 1 – 2 dl klare, fettfreie Flüssigkeit trinken.
    z.B. Wasser, Sirup oder Tee
  • Wenn vor Ort vorhanden: Milch, Joghurt oder Rahmglacé einnehmen
    Führt lokal zur Kühlung und das enthaltene Calcium bindet die Oxalsäure zu einem unlöslichen Komplex, der ausgeschieden wird. 

2) Grössere Menge Pflanzenmaterial, > 5 rote Beeren

  • Kontaktieren Sie Tox Info Suisse.
  • Nur nach Rücksprache mit Tox Info Suisse oder einem Arzt resp. einer Ärztin Verabreichung von Aktivkohle.


      Nach Augenkontakt mit Pflanzensaft:

      • Kontaktlinsen entfernen.
      • Auge sofort über 10 – 15 Minuten mit sauberem und lauwarmem Wasser spülen; Augenlider dabei gut mit den Fingern offen halten.
      • Ist ein Kind betroffen: Lassen Sie sich bei der Augenspülung von jemandem helfen.


      Nach Hautkontakt:

      • Betroffene Hautpartie gründlich mit sauberem Wasser spülen.
      • Behandlung wie bei einer leichten Verbrennung.

      Symptome

      Arum Beeren. Bild Tox Info Suisse, ejp

      Nach Verschlucken:
      1) Kleinere Pflanzenteile/-mengen, ≤ 5 Beeren
      Rasch auftretende lokale Reizung der Mundschleimhäute, Lippen und Zunge mit z.T. starkem, aber vorübergehendem Brennen, Schmerzen, Rötung, Schwellung und Speichelfluss. Selten Bläschenbildung im Mund.
      2) Grössere Menge Pflanzenmaterial oder > 5 Beeren
      Ausgeprägte Magen-Darm-Beschwerden und starke Schwellung sind möglich.

      Nach Augenkontakt mit Pflanzensaft:
      Leichte Reizwirkung.

      Nach Hautkontakt:
      Lokale Reizung mit Rötung und Brennen (ähnlich Verbrennung) bis hin zu Blasenbildung.

      Wann sollte eine ärztliche Kontrolle erfolgen?

      Bei sehr ausgeprägten oder anhaltenden Symptomen.

      Prävention

      1. Vorsicht vor den giftigen Doppelgängern vom Bärlauch
        Wer Bärlauch pflückt, sollte sich zuvor mit seinen Unterscheidungsmerkmalen zu giftigen Doppelgängern vertraut machen. Mehr dazu im Tox Blog Artikel: Kennen Sie die giftigen Doppelgänger vom Bärlauch? Im Gegensatz zum Bärlauch schmeckt der Aronstab nicht nach Knoblauch. Wer aber das Blatt zur Probe in den Mund nimmt, wird von einem unangenehmen Schmerz überrascht.
      2. Schützen Sie Ihre Haut
        Tragen Sie Gartenhandschuhe, wenn Sie die Pflanze schneiden oder aus dem Garten entfernen.
      3. Schützen Sie Ihre Kinder
        Erklären Sie Ihren Kindern so früh wie möglich, dass es giftige Pflanzen gibt und dass Blätter und Beeren nie ohne Erlaubnis eines Erwachsenen in den Mund genommen werden dürfen.

      Weitere Informationen

      Verwandte Arten als beliebte Zimmerpflanzen:
      Zahlreiche Vertreter der Familie der Aronstabgewächse (Araceae) sind beliebte Zimmerpflanzen: z.B. die Calla (Zantedeschia aethiopica), die Dieffenbachia (Dieffenbachia), die Efeutute (Epipremnun areum), das Einblatt (Spathiphyllum), das Fensterblatt (Monstera), die Flamingoblume (Anthurium), die Glücksfeder (Zamioculcas zamiifolia).

      Diese Pflanzen verfügen wie der Aronstab über Oxalatraphide und führen bei unfällmässigen Probieraktionen von Kleinkindern häufig zu schmerzhaften Begegnungen mit ähnlichen Symptomen wie beim Aronstab beschrieben. 

      Artikel von Tox Info Suisse:
      Kennen Sie die giftigen Doppelgänger vom Bärlauch?
      Rote Beeren, schwarze Beeren: Wann ist naschen erlaubt, wann ist es gefährlich?  


      Aktuelle Fachliteratur







      Februar 2024