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Winter und Wintersport: hier lauern die Gefahren!


Zur Vorbereitung auf die Wintersportaktivitäten werden Textilien mit Imprägniersprays behandelt und die Sportgeräte wollen gewachst sein. Um auch bei frostigen Temperaturen keine kalten Hände zu bekommen, gibt es diese handlichen Wärmebeutel. Gelegentlich steht einem abends auf dem Parkplatz eine unangenehme Überraschung bevor: eingefrorene Türschlösser! Diese kann man mit einem Enteisungsspray wieder auftauen. Bei sachgemässem Umgang mit diesen Produkten besteht kein Gesundheitsrisiko. Was aber, wenn etwas schiefgeht? 

Imprägnierungsmittel
Imprägniersprays zur Behandlung von Textilien und Schuhen bestehen in der Regel aus einem Lösungsmittel und einem Fluorcarbonpolymer. Bei der Verwendung in Innenräumen besteht die Gefahr einer starken Atemwegsreizung, in Einzelfällen kann es zu schwerer Atemnot kommen. Speziell gefährdet sind Menschen mit vorbestehenden Atemwegserkrankungen, z.B. Asthma. Diese Personen sollten gar keine Imprägnierungssprays verwenden. Bei den meisten Anfragen an Tox Info Suisse berichteten die Betroffenen aber nur über leichte Reizsymptomen der Atemwege, die nach Inhalation von Wasserdampf rasch rückläufig waren.

Skiwachse
Skiwachse sind ein Gemisch aus Wachsen, die zur Erreichung der optimalen Konsistenz Lösungsmittel enthalten können. Bei den Anfragen bei Tox Info Suisse geht es meist um Unfälle, bei denen die Dämpfe während des Wachsens eingeatmet wurden oder das heisse Wachs auf die Haut geraten ist. Wenn in einem schlecht belüfteten Raum mit erhitztem Wachs hantiert wird, kann es durch Einatmen einerseits zu Reizsymptomen kommen, andererseits auch zu Schwindel, Kopfweh als Ausdruck einer Lösungsmittelinhalation. Heisser Wachs auf der Haut verursacht eine Verbrennung, führt jedoch nicht zur Aufnahme von Giftstoffen über die Haut.

Handwärmer mit verschiedenen Wirkprinzipien
Viele Handwärmer enthalten eine weiche, farbige Masse mit Metallclip. Durch das Knicken des Clips wird eine chemische Reaktion in Gang gesetzt, bei welcher die Masse unter Abgabe von Wärme hart wird. Eine andere Art von Handwärmern nutzt die Eigenschaft, dass Eisenverbindungen in Kontakt mit Sauerstoff oxydieren und dadurch Wärme abgeben. Die eingesetzten Substanzen in beiden Formen von Handwärmern sind ungiftig. Sie können aber zu Magendarmsymptomen führen, wenn sie eingenommen werden, resp. zu Reizsymptomen der Haut (z.B. Brennen und Rötung) führen, wenn der Beutel ein Leck hat und der Inhalt auf die Haut gerät.

Enteiser
Türschlossenteiser werden oft in kleinen Flaschen angeboten und können eingefrorene Schlösser auftauen, indem sie den Gefrierpunkt des Wassers nach unten setzen. Nach dem gleichen Prinzip funktionieren auch Enteiser für Autoscheiben, diese Produkte werden in grösseren Gebinden angeboten. Produkte enthalten oft Alkohole, z.B.  Isopropylalkohol oder Ethylenglykol. Ethylenglykol ist für den Menschen sehr giftig, da sein Abbauprodukt zu schweren Nierenschäden führen kann. Schon die Einnahme eines Schlucks eines Produktes mit hochkonzentriertem Ethylenglykol kann zu einer schweren Vergiftung führen. Da zu Beginn oft keine oder nur leichte Rauschsymptome auftreten, kann die Gefährlichkeit unterschätzt werden. Die Identifizierung des genauen Produktes ist hier wesentlich, um rasch eine korrekte Risikoabschätzung vornehmen zu können.


Massnahmen
  • Verwenden Sie Produkte genau nach Angaben des Herstellers.
  • Die Einnahme von Enteiserflüssigkeit ist möglicherweise sehr gefährlich. Kontaktieren Sie umgehend Tox Info Suisse, damit eine Risikoabschätzung vorgenommen und gegebenenfalls eine Therapie in die Wege geleitet werden kann.
Vorgehen bei versehentlichem Kontakt mit folgenden Produkten:
  • Einatmen von Wachsdämpfen oder Imprägniersprays: lüften Sie sofort und gehen an die frische Luft.
  • Augenspritzer oder Hautkontakt mit heissen Produkten: sofortiges Spülen, resp. Kühlen ist entscheidend.
  • Einnahme von Gemischen aus Handwärmern oder von Skiwachsen: führt in erster Linie zu Magendarmsymptomen, die selbstlimitierend sind.
  • Bei fortbestehenden Symptomen, die nicht rasch bessern, ist eine Arztkontrolle angezeigt.
Katharina Schenk-Jäger, Cornelia Reichert
Januar 2021