Vergiftungen mit ätzenden Substanzen aus dem Haushalt

Medienmitteilung vom 28.August 2023

Unter der Notrufnummer 145 erhalten Private und Fachpersonen rund um die Uhr Auskunft zu Vergiftungen. Die Stiftung «Tox Info Suisse», welche die Notrufnummer betreibt, veröffentlicht heute ihren Jahresbericht 2022. Die Zahl der telefonischen Beratungen nahm im letzten Jahr um 2.5 % zu, auch die Besuche auf der Website www.toxinfo.ch stiegen um 5 %. Damit der Service Public von Tox Info Suisse auch weiterhin in dieser Qualität aufrechterhalten werden kann, braucht es dringliche Investitionen in die ICT und eine grössere Basis von privaten und institutionellen Trägern.

2022 hat Tox Info Suisse 40 583 Beratungen durchgeführt (+2.5 % gegenüber 2021). Das entspricht pro Tag gut 110 Anrufen. 

Aus der Anrufstatistik:

  • Wer ruft an?
    -> Gut zwei Drittel (69 %) der Anfragen kamen aus der Bevölkerung, ein Viertel von 
    medizinischen Fachpersonen und 5 % von weiteren Stellen. 

  • Wer ist von der Vergiftung betroffen?
    -> 53 % aller Anfragen betrafen Kinder und Jugendliche bis 16 Jahre, wobei wiederum ein Grossteil davon Kinder unter 5 Jahren betrifft (79 % der Anrufe zu Kinder und Jugendlichen). 
    -> Geschlechtsverteilung: Bei Kindern gibt es ein leichtes Überwiegen der Knaben (52% vs. 47%, 1% unbekannt), bei den Erwachsenen liegt der Anteil der Frauen deutlich höher (58 % vs. 42 %). 

  • Wie sind die Vergiftungen passiert?
    -> Die meisten unfallbedingten Vergiftungen (80 % aller Anfragen) finden im häuslichen Umfeld statt, bei den beabsichtigten Intoxikationen (15 % aller Anfragen) trat die grösste Anzahl im Rahmen von Suizidversuchen auf.

  • Um welche Gifte handelt es sich?
    -> Medikamente und Haushaltsprodukte machen gut 60% der Vergiftungen aus.
    -> Die 220 schweren Intoxikationen im Jahr 2022 wurden hauptsächlich durch Medikamente (71 %), aber auch durch Genussmittel, Drogen und Alkohol (17 %) verursacht. 
    -> Es gab 5 Todesfälle, alle bei Erwachsenen, wovon drei durch Medikamente und zwei durch Chemikalien bedingt waren.

Die Zahlen zeigen, dass die Giftberatung durch Tox Info Suisse weiterhin ein Bedürfnis ist. Was viele nicht wissen: Tox Info Suisse ist eine Stiftung, welche seit vielen Jahren im Rahmen einer privat-öffentlichen Partnerschaft von diversen Organisationen finanziell unterstützt wird. Im Jahr 2022 konnten weitere Träger gewonnen werden. Dennoch schrumpft das finanzielle Polster von Tox Info Suisse mittelfristig auf ein bedenkliches Niveau, zumal grössere Investitionen in die Beratungs-Software notwendig sind. Es braucht dringlich weitere private und institutionelle Sponsoren.


Aktuelles Brennpunkt-Thema: Vergiftungen mit ätzenden Substanzen aus dem Haushalt

Unfälle mit ätzenden Substanzen sind schnell passiert. Zum Beispiel enthalten viele Haushaltsprodukte Säuren. Da diese üblicherweise niedrig dosiert und für Menschen harmlos sind, führen solche Unfälle meist nur zu leichten Reizerscheinungen. Einige wenige Produkte, die Laugen oder stärkere Säuren enthalten, können allerdings zu schweren Verätzungen führen. Im Jahresbericht 2022 werden anhand typischer Anfragen bei der Telefonnummer 145 einige Beispiele erklärt und veranschaulicht.

Wichtig ist in jedem Fall die Prävention solcher Unfälle und es gilt Folgendes zu beachten:

  • Alle Putz- und Reinigungsmittel sollen sicher, insbesondere kindersicher und im Originalbehälter aufbewahrt werden.

  • Putzmittel, die Javelwasser enthalten, sollen nie zusammen mit anderen Reinigungsmitteln verwendet werden.

  • Entkalkungsmittel mit Maleinsäure sollen in Haushalten mit Hunden nur mit Vorsicht verwendet werden.

  • Knopfbatterien sollen in Haushalten mit Kleinkindern so aufbewahrt werden, dass diese keinen Zugang dazu haben.

Der Jahresbericht 2022, mehr Informationen zu den einzelnen Themen sowie detaillierte Statistiken sind auf unserer Website (www.toxinfo.ch) zu finden.Weitere Auskünfte erteilen: 

Medizinische Fragestellungen und Statistik: Dr. med. Colette Degrandi (Oberärztin)
Finanzierung von Tox Info Suisse: Damaris Ammann (Geschäftsführerin)



Tox Info Suisse
Freiestrasse 16, CH-8032 Zürich
Tel.: +41 44 251 66 66
E-Mail: info@toxinfo.ch