Händedesinfektionsmittel, kann das ins Auge gehen?


Pandemiebedingt hat Tox Info Suisse gehäufte Unfälle mit Händedesinfektionsmitteln verzeichnet. Kinder probierten einen Schluck eines Händedesinfektionsmittels oder es kam zu Augenspritzern. Der Spritzer ins Kinderauge aus dem Spender vor dem Geschäft oder beim Auspressen der letzten Tropfen sind mögliche Beispiele.

Was gut zugänglich und verfügbar ist, führt zu vermehrten Unfällen. Tox Info Suisse empfiehlt grundsätzlich, Desinfektionsmittel aller Art ausserhalb der Reichweite von Kindern aufzubewahren und einen vorsichtigen Umgang damit.

Händedesinfektionsmittel spritzt ins Auge
Foto: Tox Info Suisse

Die Inhaltsstoffe führen im Auge zu starkem Brennen


Die Zusammensetzung von Händedesinfektionsmitteln beruht normalerweise auf den Empfehlungen der WHO respektive des BAG (Bundesamt für Gesundheit). Die Hauptinhaltsstoffe sind Ethanol (Trinkalkohol), Propanol oder Isopropanol, zudem können niedrig konzentrierte Zusatzstoffe wie Glycerin, Wasserstoffperoxid, Polyethylenglykol (Erhöhung der Zähigkeit der Flüssigkeit), Parfüm und ätherische Öle enthalten sein. Die Inhaltsstoffe führen im Auge zu starkem Brennen. Sie sind in erster Linie reizend und nicht ätzend. Bei ungenügendem Spülen und damit längerer Einwirkdauer aufs Auge ist in seltenen Fällen eine stärkere Reizung der Hornhaut möglich.


Was tun nach einem Augenspritzer?

Enscheidend ist nach Augenspritzern das rasche und ausgiebige Spülen der Augen!

  • Kontaktlinsen entfernen.
  • Möglichst rasch: Auge während 10-15 Minuten mit sauberem, klarem und lauwarmem Wasser spülen.
  • Beim Spülen das Auge mit den Fingern aufhalten, das Wasser aus ca. 10 cm Entfernung vom inneren Augenwinkel nach aussen über das Auge fliessen lassen.

  • Ist ein Kind betroffen: Lassen Sie sich bei der Augenspülung von jemandem helfen.

  • Bei Händedesinfektionsmitteln auf Gelbasis: Die ausführliche Augenspülung ist besonders wichtig, da die Zusatzstoffe die Produkte zähflüssiger und damit schlechter spülbar machen.

  • Werden die Augensymptome nach erfolgter Spülung und kurzer Ruhepause nicht rasch besser oder gar stärker, ist eine Kontrolle bei einer Augenärztin oder einem Augenarzt nötig.
  • Kontaktieren Sie bei Unsicherheiten bezüglich des Vorgehens eine Augenarztpraxis oder Tox Info Suisse.



Oberflächendesinfektionsmittel können zur Augenschädigungen führen


Aufgrund anderer Inhaltsstoffe und höheren Konzentrationen sind Verätzungen nach Augenspritzern möglich, v.a. bei gewerblichen Produkten. Beachten Sie die Gefahrenkennzeichnung und die Sicherheitshinweise auf der Verpackung und tragen Sie gegebenenfalls eine Schutzbrille. Bei Augenunfällen muss auch in diesem Fall umgehend die Augenspülung erfolgen. Auch hier hilft Tox Info Suisse bei der Einschätzung der Gefahr gerne weiter.

Weitere Informationen


Siehe «Toxikon» Händedesinfektionsmittel

Zum Thema Desinfektion vom BAG:






Januar 2022, aktualisiert April 2023