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Die andere Gefahr des Kokainkonsums

Tox Info Suisse macht in einer kürzlich erschienenen Ausgabe des renommierten New England Journal of Medicine auf «die andere Gefahr des Kokainkonsums» aufmerksam: 

Wird Kokain geraucht, muss das handelsübliche Pulver verarbeitet werden. Eine Möglichkeit besteht darin, das gelöste Pulver mit Ammoniak zu versetzen um freies Kokain (sog. freebase) zu erhalten. Ammoniak gelöst in Wasser muss kühl aufbewahrt werden, reagiert stark basisch und führt bei Einnahme zu Verätzungen. In Haushalten wo Kokain geraucht wird, findet sich gelegentlich Ammoniakwasser im Kühlschrank, weil freies Kokain rasch zerfällt und vor jedem Konsum neu zubereitet werden muss. Wird das Ammoniakwasser mit einem Getränk verwechselt und versehentlich eingenommen, kann dies zu schweren Verätzungen führen. 

In diesem Zusammenhang sind die Resultate von Tox Info Suisse in einer kürzlich publizierten Ausgabe des NEJM erschienen:
Zwischen 1997 und 2019 wurden Fälle von 116 Erwachsenen und 18 Kindern und Jugendlichen, die unbeabsichtigt Ammoniak verschluckt hatten registriert. In dieser Population wiesen 35 Erwachsene (30%) und 2 Kinder (11%) mittelschwere Verätzungen und 15 Erwachsene (13%) schwere Symptome auf, welche von langen Krankenhausaufenthalten von bis zu 22 Tagen gefolgt waren. Auffallend häufig waren schwere Symptome bei Patienten mit bekanntem Drogenmissbrauch (Abbildung). 

Tox Info Suisse möchte dieses Risiko besser bekannt machen, damit entsprechende Vorsichtsmassnahmen getroffen werden können. 

Stefan Weiler, Colette Degrandi
August 2020