Zuviel Salicylamid-haltiges Zahnungsgel für Kleinkinder: Unter Umständen beängstigend, aber nicht gefährlich!

Eine häufige Anfrage bei Tox Info Suisse betrifft die übermässige Einnahme von Zahnungsgel. Ein kurzer unbeobachteter Moment reicht aus und das Kleinkind hat sich etwas vom Gel in den Mund gesteckt oder gar davon verschluckt.

Ein Zahnungsgel wird zur Linderung von Beschwerden während der Zahnungsperiode bei Kleinkindern eingesetzt. Das Gel wird direkt auf die entzündeten Stellen des Zahnfleischs appliziert. Da es angenehm im Geschmack ist, wird es von Kleinkindern meist gerne angenommen. In der Schweiz ist ein Zahnungsprodukt mit 3 verschiedenen Wirkstoffen (Salicylamid, Lidocain in niedriger Konzentration, Dexpanthenol) erhältlich. Daneben gibt es auch rein pflanzliche Präparate.

Eine Untersuchung von Tox Info Suisse mit 125 Kleinkindern mit Vergiftungen von bis zu einer ganzen Tube salicylamid-haltigen Zahnungsgels (80mg/g) hat gezeigt, dass keine schweren bzw. gefährlichen Symptome zu erwarten sind. In erster Linie wurden leichte rauschartige Symptome (Schläfrigkeit, Schwäche und Gangstörungen) und/oder Magendarmbeschwerden (Übelkeit, Erbrechen und Bauchschmerzen) beobachtet. Die Symptome treten rasch auf (innert ca. 30 Minuten) und dauern im Schnitt 2 Stunden an. In seltenen Fällen kann es auch zu einer kurzdauernden Bewusstlosigkeit kommen, was beängstigend wirken kann. Jedoch erholen sich die Kinder innert kurzer Zeit ohne spezielle Therapie oder Folgeerscheinungen.


Massnahmen bei Einnahme bis zu einer ganzen Tube Zahnungsgel (à 25g, Salicylamidgehalt 80mg/g)
  • Reste aus Mund entfernen, Mund auswaschen
  • Gutes Beobachten der Kinder zuhause für 2 bis 3 Stunden
  • Bei Auftreten einer Bewusstlosigkeit oder heftigen Magendarmsymptomen soll sicherheitshalber eine ärztliche Kontrolle erfolgen.
Nach Einnahme anderer Zahnungsprodukte oder mehr als einer Tube des salicylamid-haltigen Gels kann Tox Info Suisse mit Angaben zum genauen Produkt, der Einnahmemenge und dem Gewicht des Kindes die Gefahr abschätzen und das weitere Vorgehen festlegen. 

Referenzen
1) Curtis LA, et al. Are one or two dangerous? Lidocaine and topical anesthetic exposures in children. J Emerg Med. 2009;37:32-9.
2) Chan TY. Salicylamide toxicity in overdose. Int J Clin Pharmacol 1996;34:366.
3) Baselt R. Disposition of Toxic Drugs and Chemicals in Man. Biomedical Publications, Foster City, California, 9ed, 2011, p.1526. 

Seraina Kägi, Katharina Hofer, Katharina Schenk-Jäger

November 2018