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Augentropfen: bei welchen Präparaten ist Vorsicht geboten, damit es nicht ins Auge geht?


Augentropfen zur Befeuchtung trockener Augen und homöopathische Präparate sind in vielen Haushalten vorrätig und unproblematisch.
Deutlich gefährlicher können Augentropfen gegen erhöhten Augeninnendruck oder zur Pupillenerweiterung sein. In einer sehr geringen Menge Flüssigkeit (einige wenige Tropfen) ist oft eine hohe Konzentration an Wirkstoff enthalten, sodass bei Einnahme oder versehentlicher Anwendung am Auge das Risiko einer Vergiftung besteht. Besonders empfindlich sind neben Kindern auch ältere Menschen, bei denen es selbst bei korrekter Anwendung zu Symptomen kommen kann. 

Präparate zur Senkung des Augeninnendruckes oder zur Pupillenerweiterung:
Gefahren bei Einnahme oder versehentlicher Anwendung am Auge:
Durch Präparate zur Pupillenerweiterung können Halluzinationen, Verwirrtheit, Herzrasen, Hautrötung und Mundtrockenheit auftreten. Die Symptome können einige Stunden andauern. Präparate, die den Augeninnendruck senken können zu einer  ausgeprägten Verlangsamung des Herzschlages und zu einem tiefen Blutdruck führen. 

Massnahmen:
Versehentliche Anwendung am Auge oder Einnahme: umgehende Kontaktaufnahme mit einem Arzt, Spital oder mit Tox Info Suisse zur Risikobeurteilung und gegebenenfalls Einleitung korrekter Massnahmen 

Kasuistik Tox Info Suisse
Unter den von Tox Info Suisse beratenen Fällen der letzten 20 Jahren sind 65 Kinder(un)fälle (Alter <5 Jahre). Dabei handelt es sich um Fehlverabreichungen ins Auge, Beschwerden nach korrekter Anwendung und versehentliche Einnahme der Tropfen. In 27 Fällen traten keine Symptome auf. In 26 Fällen kam es zu leichten, in 10 Fällen zu mittelschweren Symptomen (u.a. Halluzinationen, sehr langsamer Herzschlag). Zwei Kinder erlitten eine schwere Vergiftung, beide nach Fehlapplikation eines pupillenerweiternden Präparates (in einem Fall ins Auge, im anderen Fall irrtümlich eingenommen). Von den im gleichen Zeitraum erfassten acht Fällen mit älteren Erwachsenen (Alter >65 Jahre) sind zwei leicht, einer mittelschwer und einer schwer verlaufen. Die übrigen vier Betroffenen haben keine Symptome entwickelt. 

Referenzen:
Muller ME, van der, Krulder JW, van der. Syncope and falls due to timolol eye drops. BMJ. 2006 Apr 22;332(7547):960-1
Lai Becker M, Huntington N, Woolf AD. Brimonidine tartrate poisoning in children: frequency, trends, and use of naloxone as an antidote. Pediatrics.2009;123:e305-11. 

Katharina Schenk-Jäger, Cornelia Reichert Oktober 2018