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Kinderunfälle mit Kosmetika

Tox Info Suisse erhält jährlich rund 2000 Anfragen zu Kinderunfällen mit einem Körperpflegemittel oder Kosmetikum, hierbei sind Seifen, Badezusätze und Shampoos mit circa 700 Fällen pro Jahr am häufigsten involviert.

Während die meisten kosmetischen Produkte harmlos sind (Salben, Lotionen, Lippenstifte, Make-up), gibt es auch bei den Körperpflegemitteln Produkte, die problematisch sein können:  

Seifen, Schaumbad und Shampoo
Die leichte Reizwirkung auf den Magen bewirkt häufig Erbrechen. Der Schaum kann dabei als seltene Komplikation in die Atemwege gelangen und zu einer chemischen Lungenentzündung führen. Entschäumer helfen hier vorbeugend. Bei Augenkontakt können diese Produkte eine leichte Augenreizung hervorrufen, die meist kurze Zeit nach 10-minütigem Spülen rückläufig ist. Giftinformation: Seifenprodukte
Spezialfall Läuseshampoo: Tox Info Suisse registriert immer wieder ausgeprägte Augenreizung mit Brennen, Rötung, Tränenfluss, Lidschwellung und leichten Hornhautläsionen. Bei diesen Shampoos ist ein Augenkontakt unbedingt zu vermeiden.Bei andauernden Beschwerden oder Fremdkörpergefühl nach Augenkontakt soll eine augenärztliche Kontrolle stattfinden. 

Rasierwasser und Parfüm
Rasierwasser und Parfüm enthalten meist Alkohol (Ethanol) in hoher Konzentration und könnte nach Einnahme von mehreren Schlucken Symptome einer Alkoholvergiftung hervorrufen. Wegen des unangenehmen Geschmacks trinken Kinder glücklicherweise selten mehr als einen Schluck. Diese Menge führt nicht zu schweren Symptomen. Tox Info Suisse empfiehlt in dieser Situation eine gute Beobachtung zu Hause und die Verabreichung eines gezuckerten Getränks, um eine mögliche Unterzuckerung zu vermeiden. Bei mehr als leichten Symptomen soll ein Arzt konsultiert werden. 

Nagelpflegeprodukte 

Nagellackentferner enthalten meist Lösungsmittel wie Aceton, Ethyl- oder Butylacetat. Nach ein bis zwei Schlucken steht die reizende Wirkung mit Brennen in Mund und Speiseröhre, Übelkeit und Erbrechen im Vordergrund. Grössere Mengen können zu Benommenheit, Schläfrigkeit und Gangstörungen führen.
Achtung: Selten enthalten Nagellackentferner die gefährlicheren Lösungsmittel 1,4-Butandiol  oder Gammabutyrolacton, welche aber auf der Packung deklariert sein müssen. Diese führen nach Einnahme rasch zu einem Narkosezustand. Verzichten Sie auf den Gebrauch dieser gefährlicheren Produkte in einem Kinderhaushalt.Wenn ein Kind nach Einnahme apathisch oder schläfrig ist empfiehlt Tox Info Suisse eine Arztkontrolle. 

Nagelprimer (Nagelhärter) für künstliche Fingernägel enthalten oft Formaldehyd, das eine reizende Wirkung aufweist.
In gewissen Nagelprimer-Produkten für künstliche Fingernägel befindet sich aber auch Methacrylsäure, welche konzentrationsabhängig reizend bis ätzend ist. Tox Info Suisse sind Fälle bekannt, bei denen nach unfallmässiger Einnahme Verätzungen im Magendarmtrakt auftraten.
Nach Einnahme soll zur Verdünnung rasch 1-1.5 dl Flüssigkeit verabreicht werden. (Kein Erbrechen auslösen)
Kontaktieren Sie unverzüglichen einen Arzt oder Tox Info Suisse.  

Katharina Hofer, Christine Rauber-Lüthy
Februar 2017