Verätzungen und Vergiftungen durch Flusssäure

Flusssäure (in Wasser gelöstes Wasserstofffluorid, "Fluorwasserstoffsäure") ist eine starke Mineralsäure, die in der Galvanotechnik, metallverarbeitenden Industrie, in der Halbleitertechnik, und in glasverarbeitenden Betrieben (Flusssäure vermag selbst Glas zu ätzen) gewerblich verwendet wird.  

Leichte Flusssäureverätzungen, meist im gewerblichen Umfeld, sind nicht so selten, schwere oder gar tödliche Vergiftungen mit Flusssäurekommen aber glücklicherweise selten vor. 

Neben der Ätzwirkung, die konzentrationsabhängig ist, und die die Flusssäure mit andern Ätzstoffen (Säuren und Laugen) gemeinsam hat, entfaltet das enthaltene Fluorid eine besondere Giftigkeit, die die Flusssäure von anderen Säuren deutlich unterscheidet.  

Ätzwirkung
Das Fluorid vermag die Haut rasch zu durchdringen. Die Folgen sind tiefliegende Gewebszerstörungen an der betroffenen Stelle. Dies ist auch ohne schwerwiegendere oberflächliche Verätzungen möglich. Oft dauert es mehrere Stunden, bis sich diese Gewebsschädigungen durch Schmerzen bemerkbar machen.  

Toxische Wirkung Die toxische Wirkung entsteht durch die Ausfällung des körpereigenen Kalziums durch das Fluorid. Dadurch kommt es rasch zu einem Konzentrationsabfall des Kalziums, das für fast alle Körperfunktionen lebenswichtig ist. Bei massiver Exposition mit Flusssäure kommt es zu einer dramatischen Kalziumverarmung in den Körperflüssigkeiten, welche innert kurzer Zeit zu schweren und tödlichen Komplikationen wie beispielsweise Herzstillstand führen kann.  

Erste-Hilfe-Massnahmen bei Flusssäureverätzungen
  • sofortige Dekontamination durch ausgiebiges Abspülen mit Wasser
  • Entfernung der kontaminierten Kleider, wobei die Helfer darauf achten müssen, sich nicht selbst mit Flusssäure in Kontakt zu bringen.
  • Kalziumglukonat-Gel auf die betroffenen Stellen dick aufzutragen.
  • Flusssäureunfälle gehören immer in ärztliche Behandlung (bei grossflächigen Verätzungen Notarzt rufen)
Kalziumglukonat-Gel

Katharina Hofer, Hugo Kupferschmidt
März 2015