Levamisol - Gefährliches Streckmittel in Kokain

Gemäss einer kürzlichen Mitteilung von Streetwork Zürich enthalten die meisten Kokainproben Streckmittel, darunter pharmakologisch aktive Wirkstoffe wie Phenacetin und Paracetamol, Azetylsalizylsäure, Lidocain und andere Lokalanästhetika, Tramadol, Diltiazem, Hydroxyzin, Buflomedil, Piracetam und (selten) Atropin. Besonders bedenklich ist die zunehmende Beimischung von Levamisol, das gegenwärtig in ca. 70% der Proben mit einem mittleren Anteil von 13.2% gefunden wird.

Levamisol wurde 1996 eingeführt, als Anthelmintikum (Entwurmungsmittel) und Immunmodulator in der Onkologie verwendet, aber seit 2004 wegen unerwünschter Arzneimittelwirkungen nicht mehr in der Humanmedizin eingesetzt. Es ist als Tierarzneimittel in Gebrauch. Die gefährlichsten Nebenwirkungen sind die aplastische Anämie und die Vaskulitis. Erstere führt durch einen Mangel an weissen Blutkörperchen zu einer stark reduzierten Abwehr gegen schwere Infektionen, und die Vaskulitis durch Verschluss kleiner Blutgefässe zum Absterben (Nekrosen) von Hautarealen. Eine weitere Gefahr droht durch den Abbau von Levamisol zu Aminorex im menschlichen Körper; Aminorex musste als Appetitzügler vom Markt zurückgezogen weden, da es zu pulmonaler Hypertonie führte.

In der medizinischen Literatur sind diverse Berichte veröffentlicht über Kokainkonsumenten, die Hautnekrosen oder Blutbildveränderungen erlitten. Durch die weite Verbreitung des Kokains sind eine grosse Anzahl Personen in der Schweiz dieser Substanz ausgesetzt, und die Gefahr schwerer Nebenwirkungen ist erheblich.



HKu
22.08.2016