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Technoparaden und Open Air Festivals: Musik, Tanz und viele Drogen

Im Rahmen von Grosskonzerten und Tanzanlässen werden oft illegale und legale Drogen konsumiert. Häufige verwendete Substanzen sind Stimulanzien, Halluzinogene, andere Designerdrogen (zB. Ecstasy), Gammahydroxybutyrat (GHB) und Gammabutyrolacton (GBL), Kokain, Beruhigungsmittel, Cannabisprodukte, Poppers (Amylnitrit, Isobutylnitrit) und Alkohol.

Auch Pfefferspray-Attacken sind möglich: Trickdiebe setzten den stark reizenden Spray an der letztjährigen Streetparade im Rahmen von Entreiss-Diebstählen ein.
 
Europaweit werden vermehrt sogenannte „Research Chemicals“ oder „neue psychoaktive Substanzen“ (NPS) konsumiert. Mit Einzelfällen wurde Tox Info Suisse schon konfrontiert, sodass mit dem vermehrten Gebrauch dieser Drogen auch in der Schweiz gerechnet werden muss, namentlich an Grossanlässen mit vielen ausländischen Besuchern.

Zu diesen Substanzen gehören die synthetischen Kathinone (z.B. Mephedron, Methylon, Methedron, Flephedron, Buphedron, Butylon und Methylenedioxypyrovaleron (MDPV). u.a.), die mit der Amphetamin- und Ecstasygruppe chemisch verwandt sind und auch vergleichbare Wirkungen erzeugen. Die Vertreter dieser Drogengruppe haben mannigfaltige Strassennamen, was zu Verwechslungen führen kann. Zudem werden sie unter irreführenden Verwendungszwecken angepriesen (Pflanzendünger, Badesalz, Luftverbesserer u.ä.). Obwohl sie leicht erhältlich sind, ist oft  wenig über ihre biologischen, pharmakologischen und toxischen Wirkungen bekannt, was sie zu einer problematischen Stoffgruppe macht.

Vermehrt tauchen auf dem Markt auch Kräutermischungen unter der Bezeichnung «Spice» auf, die zwar als Räuchermischungen deklariert sind, aber wegen ihrer cannabisähnlichen Wirkung konsumiert werden, die auf den Gehalt an undeklarierten künstlichen Substanzen (synthetische Cannabinoide) zurückzuführen ist (zB. das Aminoalkylindol JWH-018). Da diese Stoffe in grosser Variation synthetisiert werden, sind in denselben «Spice»-Mischungen nicht immer dieselben Wirkstoffe enthalten (zB. JWH-073, JWH-200, JWH-250, HU-210, CP47,497 und viele weitere Homologe).

Als Kratom werden Zubereitungen der Pflanze Mitragyna speciosa bezeichnet. Wegen ihres Gehalts an Mitragynin und anderer Alkaloide, die opiatähnliche Wirkungen haben, wird die Pflanze in asiatischen Ländern traditionell zum Opiatentzug und bei Husten verwendet. Mitragynin wirkt in niedrigen Dosen stimulierend, in höheren sedierend. Die Häufigkeit des Gebrauchs in der Schweiz ist unklar.

Auch sogenannte dissoziative Drogen wie Ketamin, Methoxetamin und Phencyclidin sind im Umlauf. Als Effekt wird eine „Abkoppelung“ von der Realität ohne Bewusstseinsverlust vom Konsumenten gewünscht, es kann jedoch zu extremen Erregtheitszuständen kommen.

Hauptvertreter der Halluzinogene sind LSD und halluzinogene Pilze, seltener werden Mescalinderivate oder synthetische Pssychodelika konsumiert. 
 
Angesichts der Häufigkeit der Verwendung dieser Substanzen scheinen akute Komplikationen vergleichsweise selten vorzukommen, dürfen aber wegen ihres Schweregrades nicht vernachlässigt werden. Ihr Auftreten ist oft nicht vorhersehbar und zum Teil nur begrenzt dosisabhängig («russisches Roulette»).

Eine besondere Gefährdung entsteht durch die Kombination mit illegalen Drogen und Alkohol oder Medikamenten.

Drogen, die benommen, bewusstlos und/oder gefügig machen, werden fremden Personen in krimineller Absicht als sog. «knock-out drops» oder «date-rape drugs» unbemerkt in Getränke gemischt.

Besonders beunruhigend ist die Beimischung von Levamisol zum Kokain. Gegenwärtig wird dieses Streckmittel in ca. 60 % der Kokain-Proben gefunden. Levamisol ist eine Substanz, die in der Tierheilkunde als Mittel gegen Würmer verwendet und in der Humanmedizin wegen unerwünschten Wirkungen seit langem nicht mehr gebraucht wird. Sie kann zu Knochenmarksdepression und einer Vaskulitis mit Hautnekrosen führen (siehe z.B. Muirhead TT et al. New Engl J Med 2011; 364: e52; Farhat EK et al. Arch Dermatol 2010; 146: 1320-1.).

Bei Bewusstseinsstörungen, Kreislaufzusammenbrüchen, Atemstörungen oder Fieber durch den Konsum von Drogen ist sofortige medizinische Hilfe notwendig.
Dieser Text  gibt nähere Informationen für Fachpersonen (Quelle: Schweizerische Gesellschaft für Klinische Pharmakologie und Toxikologie (Hrsg.): Grundlagen der Arzneimitteltherapie, 16. Aufl., Documed AG, Basel 2005. S. 274ff, mit freundlicher Genehmigung des Verlages).


Hugo Kupferschmidt, Katharina Hofer 
Juli  2017

Link zu weiteren Infomationen: Saferparty.ch